Konrad Epple: „Wir dürfen die Tanzschulen, Fitnessstudios und Vereine in unseren Überlegungen nicht vergessen.“

Sabrina Kienzle braucht eine Öffnungsperspektive. Deshalb lud sie kurzerhand den Landtagsabgeordneten Konrad Epple für einen Besuch ein und Epple kam. Kienzle ist Gründerin der ADTV Tanzschule „Dance Company“ in Kleinglattbach und muss ihre Schule bereits seit dem 3. November des vergangenen Jahres geschlossen halten.

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir Tanzschulen vor dem Hintergrund der aktuellen Öffnungsdebatten einfach vergessen werden“, bekennt Kienzle. Dabei hat sie sich in den letzten Monaten viele Gedanken für ein eigenes Hygienekonzept gemacht, um ihre Schule wieder öffnen zu können: „Das ist vor allem für die Kinder wichtig. Ich sehe schon, bei den von mir angebotenen Live-Stream-Videos, dass die Kondition der Kinder massiv abbaut“, gibt sie zu bedenken. So hat Sabrina Kienzle in eine Raumluftfilteranlage investiert, ein vollautomatisches Check-in System mit elektronischer Kundenkarte und Online-Terminvergabe installiert sowie automatische Desinfektionsständer beschafft. Außerdem hat Kienzle schon im letzten Sommer darauf geachtet, dass der vorgeschriebene Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Tanzenden in ihren Tanzsälen auf 2 Meter erhöht wurde. Daneben hat sie die Zeit genutzt, um sich fortzubilden: neue Unterrichtskonzepte, Ernährungskunde und natürlich auch Hygienekonzepte standen auf dem Fortbildungsplan. Dennoch ist keine Öffnungsperspektive in Sicht. Daneben macht ihr die Bürokratie zu schaffen. Im vergangenen Frühjahr seien die Hilfsprogramme besser koordiniert gewesen. Da habe man seinen Antrag gestellt und zwei Wochen später seien die Mittel eingegangen. Nun herrsche Chaos. Die Novemberhilfen seien erst im Februar eingegangen, die Dezemberhilfen vor einer Woche. Alle laufenden Kosten mussten jedoch weiter bezahlt werden. „Ich habe ja noch das Glück, dass mein Mann nicht in Kurzarbeit ist, so dass wir nicht völlig in der Luft hängen. Aber die Kolleginnen und Kollegen die nur von ihrer Tanzschule leben, denen geht es schon echt übel“, berichtet Kienzle dem Abgeordneten. 

Konrad Epple ist beeindruckt. „Wir haben oft das große Ganze im Blick und verlieren dann den Blick fürs Detail. Deshalb bin ich Sabrina Kienzle für ihre Einladung sehr dankbar“, betont Epple und weiter: „Ich wäre gerne gekommen und hätte gute Nachrichten mitgebracht. Aber leider ist das nicht so. Mindestens bis zum 22. März wird es für die Tanzstudios keine Öffnungsperspektive geben. Das tut mir für Frau Kienzle, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für Ihre Schülerinnen und Schüler sehr leid. Ich sehe, mit wieviel Begeisterung und Leidenschaft hier nicht nur für das Tanzen gelebt wird, sondern auch mit welchem Einfallsreichtum Frau Kienzle versucht, die notwendigen Hygienemaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Leider muss sie am Ende immer feststellen, dass sie trotzdem nicht öffnen darf. Deshalb bin ich Frau Kienzle auch dankbar für ihr Verständnis, das sie trotz ihrer schwierigen Situation noch für die getroffenen Einschränkungen aufbringt. Auch wenn ich dieses Mal noch keine konkrete Hilfe bringen konnte, will ich doch versuchen, mitzuhelfen, dass wir in der Politik die Tanzschulen nicht aus dem Blick verlieren und sie nicht die Letzten sind, die von einer Öffnung profitieren. Denn Tanzen ist nicht nur Freizeitsport, sondern bietet darüber hinaus viele positive Erfahrungen insbesondere für die kleinen Tänzerinnen und Tänzer. Das fängt nicht erst beim gemeinsamen Bewegen an und hört auch nicht beim Verbessern der eigenen Körperbeherrschung auf. Die psychische und physische Gesundheit der Tänzerinnen und Tänzer von jung bis alt ist durch die Schließungen stark gefährdet.“